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Was ist interkulturelle Kompetenz?

 

Interkulturelle Kompetenz beinhaltet Anerkennung und Wertschätzung seiner selbst und der Vielfalt anderer und die Fähigkeit diese Kompetenz in unterschiedlichen Situation gekonnt ins Spiel zu bringen. Es geht dabei nicht darum, sich auf vorgefertigte Lösungen für spezifische Kulturkreise zu beschränken, sondern sich auf Unerwartetes vorzubereiten, eine differenzierte Wahrnehmung zu fördern und den Einzelnen dazu zu befähigen, mit Ungewissheiten umzugehen. Interkulturelle Kompetenz impliziert die Bereitschaft mit kulturspezifischen Unterschieden (wie z.B. Werte und Verhaltensweisen anderer), die unseren Blickwinkel erweitern, umzugehen, sowie andere “Normalitäten” zuzulassen. Dabei gilt es, Ausgrenzungsmechanismen und die Einteilung der Welt in Kategorien, in denen dem “Wir” ein “die Anderen” gegenübergestellt wird, zu vermeiden. Durch rigide Zuordnungen und Bezeichnungen tendieren wir dazu “die Anderen” in ein festes Schema zu pressen, von dem sich die Beschriebenen in unserer Vorstellung nur schwer wieder lösen können. Somit beinhaltet interkulturelle Kompetenz auch die Fähigkeit andere Stimmen und Wahrheiten wahrzunehmen und zuzulassen.

Interkulturelle Kompetenz ist eng mit Empathie, aufmerksamem Zuhören und Beobachten, Flexibilität, Konfliktfähigkeit und Ambiguitätstoleranz verknüpft. Sie geht auch mit politischem Engagement sowie der Wertschätzung von Demokratie und Menschenrechten einher.

Kultur

Das nicht-essentialistische Konzept von Kultur (s.a. Adrian Holliday, 2011) unterstreicht die Komplexität und Vielschichtigkeit von Identität, weit über geographische und familiäre Gegebenheiten hinaus. Menschen leben und handeln in verschiedenen Gruppen und Kulturkreisen, welche durch Nationalität, ethnische Herkunft, Sprache, Alter, soziale Zugehörigkeit, Geschlecht, Religion, politische Einstellungen, sexuelle Orientierung usw. geprägt sind. Das Zugehörigkeitsgefühl ist nicht nur vielfältig, es ändert sich auch ständig – wird stärker oder schwächer – entsprechend des jeweiligen Kontextes und der bestehenden Interaktionen mit unterschiedlichen Personen. Kulturelle Identität ist somit unbeständig, wird in verschiedenen Situationen immer neu ausgehandelt und ko-konstruiert und hängt zudem von Machtverhältnissen und Mitspracherechten in der jeweiligen Beziehung ab.

Interkulturelle Situationen (siehe auch Competences for democratic culture, CoE, p. 20, http://www.coe.int/en/web/education/competences-for-democratic-culture)

Wenn jeder Einzelne zahlreiche Zugehörigkeiten aufweist, dann ist jede zwischenmenschliche Situation potentiell auch eine interkulturelle Situation. Wenn wir anderen Menschen begegnen, reagieren wir oft auf ihre individuellen Eigenschaften, die sie von anderen Menschen unterscheiden. Doch manchmal reagieren wir auch auf Eigenschaften und Referenzen, welche unser Gegenüber mit einer Gruppe teilt. So spricht man von einer “interkulturellen Situation” wenn eine Person sein oder seine Gegenüber als “kulturell unterschiedlich” wahrnimmt und erlebt. Insofern können interkulturelle Situationen Menschen verschiedener Länder, unterschiedlicher Regionen, unterschiedlicher Sprache, Menschen mit verschiedenen Glaubensrichtungen betreffen sowie Personen die sich durch ihre Lebensweise, ihre Erfahrungen, ihr Geschlecht oder ihr Alter unterscheiden.

Der Erwerb interkultureller Kompetenzen (Interkulturelles Lernen) ist ein lebenslanger Lernprozess, der am besten gelingt, wenn er bewusst stattfindet, gut vorbereitet, selbst erlebt und pädagogisch begleitet wird (Kolb, Experiential Learning Cycle). Es ist wichtig zu wissen, dass der Kontakt und die Interaktion mit Menschen aus anderen Kulturkreisen nicht automatisch zu interkulturellen Lernprozessen führt (Y.Amir, Contact Hypothesis in Ethnic Relations). Erwähnenswert ist auch, dass die außerschulische Jugendarbeit bislang über die größte Erfahrung in der Förderung und Unterstützung von interkulturellen Lernprozessen verfügt.

Die Bewertung interkultureller Kompetenz ist, wie die jeder anderen Kompetenz, die auf Einstellungen und Fertigkeiten beruht, eine komplexe Aufgabe, welche nicht mit standardisierten Testmethoden erfasst werden kann. Wenn interkulturelles Lernen ein lebenslanger Prozess ist, kann interkulturelle Kompetenz niemals vollständig erworben werden. Insofern muss es darum gehen, Bewertungen auf eine qualitative, bildende, freiwillige, mitbestimmte, zielgruppen- und lernerorientierte Eben zu bringen.

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