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Die Welt als Dorf  (The Global Village)

METHODENBOX

BEREICH 1 Ganzheitlich orientierter, schulumfassender Ansatz

ZIELGRUPPE

Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren

INTERKULTURELLE KOMPETENZEN

  • Wertschätzung und Respekt gegenüber den Überzeugungen anderer Menschen
  • Wertschätzung und Respekt gegenüber kulturellen Unterschieden und Vielfalt
  • kritisches Denken und Hinterfragen
  • Multiperspektivität
  • Sprachliche und kommunikative Fähigkeiten 

 

LERNZIELE

  • Förderung des Bewusstseins für globale Angelegenheiten, die im Zusammenhang mit Menschenrechten, Ungleichheiten in der Gesellschaft und Nachhaltigkeit stehen
  • Internationale Organisationen wie z.B. die Vereinten Nationen und ihr Programm kennen lernen

ZEIT

mindestens 2 Stunden

BENÖTIGTES MATERIAL

ABLAUF DER ÜBUNG

0 – 10′ –  Einstieg (10’)

Die Lehrkraft begrüßt die Schülerinnen und Schüler, führt kurz ins Thema ein und gibt einen Ausblick auf die Übung und die damit verbundenen Lernziele. (Vielleicht besteht die Möglichkeit, eine oder einen Freiwilligen von AFS für diese Rolle zu gewinnen.)

In einer ersten Runde bittet er die Schülerinnen und Schüler, eine Sache zu benennen, um deren Nachhaltigkeit sie sich sorgen.

10′ – 30′  –  Erste Übung  „Wäre die Welt ein Dorf…“ (20’)

Leitfrage: Wie viel wissen wir wirklich über die Welt und die internationale Situation? Wir leben in einer Welt, die von 7,4 Milliarden Menschen bewohnt wird, hören jedoch häufig wie klein die Welt doch sei, vielleicht weil die Nachrichten Ereignisse so schnell zu uns tragen, als wäre es um die Ecke.  Wir hören auch häufig, dass die Welt ein großes Dorf sei (that this is a „global village“).

Nach dieser einleitenden Frage und der Sensibilisierung für das Thema, finden sich die Schülerinnen und Schüler jeweils mit einer Partnerin oder einem Partner zusammen und stellen sich eine Minute lang vor, die Welt bestünde aus 100 Leuten, die sich miteinander unterhalten. Die Welt als Dorf: die Schülerinnen und Schüler haben dann die Aufgabe die Verhältnisse der wirklichen Welt in diesen dörflichen Dimensionen (in Bezug auf Einwohner, Verteilung von Gütern und Wohlstand, Gesundheit, Erziehung, Technologie, …) wieder herzustellen.

Nach ein paar Minuten verteilt die Lehrkraft den Satzanfang “Wäre die Welt ein Dorf, …” und bittet die Pärchen den Satz mit verschiedenen Ideen zu vervollständigen.

 Nach 10 Minuten bittet die Lehrkraft einige Pärchen ihre Einschätzung mitzuteilen, bevor sie das kurze Video 100 people http://www.100people.org/wp/the-100-people-project-an-introduction/ zeigt oder alternativ eine Übersicht als Kopie austeilt (Übersicht).

Folgende Fragen helfen bei der Auswertung der ersten Übung: Wie nahe wart ihr mit eurer Einschätzung an der Wirklichkeit? Welche Fragen waren schwerer zu beantworten und warum? Welche Quellen nutzt ihr für gewöhnlich, um euch Informationen zu beschaffen? Haltet ihr diese Quellen für zuverlässig und vollständig? Wenn nicht, welche Informationen würdet ihr euch wünschen?

  30′ – 60′ –  das Programm der Vereinten Nationen für Nachhaltigkeit (30’)

Einführung durch die Lehrkraft: Die Komplexität globaler Probleme werden weltweit diskutiert und verschiedene Organisationen suchen nach Lösungen, damit umzugehen: An erster Stelle steht die UNO, die am 25. September 2015 offiziell die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet hat und damit 17 Zielvereinbarungen, die in weltweit bis zum Jahre 2030 umgesetzt sein sollen.

Die Verabschiedung der Agenda 2030 ist aus mehreren Gründen ein historisches Ereignis:

  • Die Mitglieder der UN haben sich erstmals so deutlich und entschlossen zur mangelnden Nachhaltigkeit in den Konzepten und der Entwicklung unserer Gesellschaft (Umwelt, Wirtschaft, soziale Verhältnisse) geäußert.
  • Auf diese Weise haben sie deutlich gemacht, dass Nachhaltigkeit eine globale Angelegenheit ist und auch als solche wahrgenommen werden muss (und nicht nur auf das direkte Umfeld bezogen).
  • Außerdem sind alle Länder, ohne Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, aufgerufen, zur weltweiten Verbesserung von Nachhaltigkeit beizutragen.
  • Dabei liegt es aber auch auf der Hand, dass jedes Land seine eigenen Ziele formulieren und Strategien entwickeln muss, die sich auf eine realistische Art und Weise an den jeweiligen Möglichkeiten orientieren müssen.

 Zum ersten Mal gibt es eine gemeinsame und verbindliche Einigung auf 17 Ziele, die als allgemeingültig und verpflichtend betrachtet werden und helfen sollen, Lösungen für Probleme zu finden, die uns alle weltweit betreffen.

In einem kurzen Brainstorming sammelt die Lehrkraft mit den Schülerinnen und Schülern länderübergreifende Problemstellungen, deren sich die Schülerinnen und Schüler bewusst sind (z.B. Korruption, Klimawandel, Einwanderung aufgrund von Verarmung, illegaler Handel, exzessive Energieverbrauch, Kernkraft, …).

 Die Lehrkraft gibt den Schülerinnen und Schülern einen schnellen Überblick der 17 Ziele, die auf der Internetseite der Vereinten Nationen einsehbar sind http://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/2030_agenda/17_ziele/index.html.

 Anschließend wird der Fokus auf das Ziel Nummer 4 gelegt, das da lautet:

Ziel 4.7: Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.

Die Agenda 2030 ist noch recht neu und das Ergebnis langwieriger Einigungsprozesse, die immer noch von Rückschlägen bedroht werden (z.B. durch den Austritt der USA im Jahr 2017). Jede Nation hat unterschiedliche Prioritäten, Bedürfnisse und Ansätze, die bei globalen Lösungsprozessen berücksichtigt werden müssen.

 1 – 1:40   SIMULATION zur Problemlösung (40’)

Ausgangsbasis ist wieder die früher vorgestellte Situation. Wir sind Bürgerinnen und Bürger eines Dorfes, das die gesamte Welt repräsentiert und wir kennen die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind. Nun beginnen wir die Zukunft selbst aktiv mitzugestalten.

Die Lehrkraft teilt die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen (4-5 Personen) ein und gibt folgende Anweisungen:

  1. Jede Schülerin und jeder Schüler ist Bürgerin oder Bürger des Weltdorfes und muss einen Vorschlag entwickeln wie sich nachhaltige Entwicklung konkret fördern lässt. Weder der soziale Stand noch die schulische oder berufliche Bildung spielen dabei eine Rolle. Jeder ist aufgerufen, einen Vorschlag zu entwickeln und darzulegen.
  2. Jede Schülerin und jeder Schüler denkt über 3 Rechte nach, die jeder Bürgerin und jedem Bürger des Weltdorfes eingeräumt werden müssen (5’). Um es deutlich zu machen, können die Schülerinnen und Schüler folgenden Satz vervollständigen: “Bürgerinnen und Bürgern des Weltdorfes muss das Recht eingeräumt werden, …”
  3. Anschließend stellen sich die Schülerinnen und Schüler in ihren Kleingruppen ihre Vorschläge vor und einigen sich gemeinsam auf die 6 wichtigsten (15’).
  4. Jede Kleingruppe soll schließlich einen Namen für das Weltdorf finden und überlegen wo es liegt. Der Name, die Position und die 6 Rechte werden auf ein großes Plakat geschrieben, um es mit den anderen Gruppen zu teilen (10’).

Die Kleingruppen kommen wieder im Plenum zusammen und präsentieren ihre Ergebnisse. Die Lehrkraft versucht derweil die 6 Rechte aus jeder Gruppe in einer gemeinsamen Liste zusammenzuführen. Hierbei wird deutlich welche Rechte wiederholt genannt werden und sich somit als wesentlich herausstellen und welche nicht. Die Lehrkraft kann mit folgenden Fragen für weitere Interaktion sorgen: Ist es eventuell möglich ähnliche Rechte zusammenzufassen? Wie weit müssten Bürgerinnen und Bürger dafür von ihren ursprünglichen Rechten abweichen? Gibt es Rechte, die sich widersprechen?

1.40 – 2.00 Nachbesprechung (20’)

Sobald die Liste der Rechte mehr oder weniger abgeschlossen ist, fordert die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler auf, aus ihrer ganz persönlichen Sicht über folgende Fragen nachzudenken: Wie deutlich habt ihr euren Überzeugungen Ausdruck verliehen? Habt ihr eure Meinung während der Diskussion geändert? Was hat euch konkret zu gebracht, eure Meinung zu ändern? War es einfach, sich auf eine Liste von Rechten zu einigen? Wie habt ihr den Meinungsaustausch und Verhandlungsprozesse mit den Mitschülerinnen und Mitschülern empfunden?

Wenn Gastschülerinnen und Gastschüler, Austauschpartnerinnen und Austauschpartner oder eigene Schülerinnen und Schüler, die an einem Auslandsaufenthalt teilgenommen haben an der Übung beteiligt sind, nutzen Sie dieses Potential und andere interessante Blickwinkel: Sind die hier zusammengetragenen Rechte in deinem Heimatland (bzw. dem Gastland, in dem du gelebt hast) verankert? Welchen Einfluss nimmt unser eigenes Land auf unsere Wahlmöglichkeiten? Welchen Einfluss nehmen andere Länder, die wir gut kennen, darauf?

Die Lehrkraft macht deutlich, dass jede Nationen ihre eigene Geschichte, ihre eigene Wirtschaft und soziale Angelegenheiten hat, die sie schwerpunktmäßig beschäftigen und ihre Entscheidungen und ihr Handeln beeinflussen. Aus diesem Grund ist es so schwer, mit Menschen aus verschiedenen Ländern eine Liste mit gemeinsamen Rechten zu erstellen. Gleichzeitig macht es deutlich, wie wichtig es ist, genau dies zu lernen und sich gemeinsam Rahmenbedingungen zu schaffen, die Wachstum, Wohlstand, Erziehung und Frieden für jeden (und nicht nur für ein paar Ausgewählte) sicherstellen.

Dieser Prozess ist keineswegs einfach und die Antworten nicht eindeutig. Und doch beginnt es damit, dass wir uns selbst Fragen stellen und uns bewusst werden, wie vielfältig die Bedürfnisse und Sichtweisen sind und sich von Kultur zu Kultur unterscheiden. Werte wie Brüderlichkeit und Freiheit wollen friedlich jedoch mit klaren Worten verteidigt werden. Man muss dabei immer wieder bedenken, dass sich diese Werte über Jahrhunderte entwickelt haben, als Mittelpunkt zivilisierten Lebens. Sie sind fundamental und nicht verhandelbar.

 

Schlussfolgerungen

Abschließend fragt die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler, ob sie glauben, dass diese Erklärung aktuell ist und darüber in der Gesellschaft (Familie, Schule, unter Freunden, …) gesprochen wird.

Vielleicht möchte sich jemand kritisch dazu äußern und Bedenken anmelden, ob die Agenda 2030 ihre Ziele wirklich umsetzen kann.

Werte müssen ihren Platz in unserem Alltag haben und der Motor für unser Denken und Handeln sein. Wir müssen unsere Ziele hoch stecken und uns gegenseitig inspirieren, global zu denken und unser Leben weltweit zu verbessern. Jede und jeder  von uns kann den feinen Unterschied ausmachen, wenn es darum geht, die Utopie einer gerechten Welt zu erreichen, eine Welt, in der jeder jeden respektiert, angefangen in unserem direkten Umfeld.

EMPFEHLUNGEN / TIPPS

Viele Aspekte dieser Übungen können im Fachunterricht eingebettet, aber auch fächerübergreifend genutzt werden.

 

QUELLEN

https://sustainabledevelopment.un.org/post2015/transformingourworld

Intercultura Italy

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