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Makah Whaling

METHODENBOX

BEREICH 4 Förderung internationaler Austauschprogramme und interkultureller Begegnungen

 

ZIELGRUPPE

Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren

INTERKULTURELLE KOMPETENZEN

  • Wertschätzung und Respekt gegenüber anderen Menschen
  • Wertschätzung und Respekt gegenüber kulturellen Unterschieden und Vielfalt
  • Wertschätzung und Respekt gegenüber anderen Kulturen und kulturelle Andersartigkeit
  • Toleranz
  • Empathie und Dezentrierung
  • kritisches Denken und Hinterfragen
  • Kritisches Kulturbewusstsein
  • Ichbewusstsein und Selbstkenntnis
  • Interkulturelle Handlungsfähigkeit
  • Multiperspektivität
  • Zuhören und Beobachten können
  • Kenntnisse über andere Kulturen
  • Allgemeine Kenntnisse über Kultur

LERNZIELE

  • Konfliktpotential in Bezug auf unterschiedliche Ansprüche bei der Beteiligung an kulturellen Leben und Umweltschutz erkennen und verstehen
  • Sich kritisch mit Themen und Mitmenschen auseinandersetzen und Einigungsprozesse mitgestalten können
  • Aufgeschlossenheit gegenüber kulturellen Unterschieden entwickeln

ZEIT

150 Minuten

BENÖTGIGTES MATERIAL

  • Ausgedruckte Arbeitsblätter: Jede Schülerin und jeder Schüler erhält eine Rollenkarte
  • Stifte und Papier, damit sich die einzelnen Gruppen Notizen machen können

ABLAUF DER ÜBUNG

Die Übung teilt sich in zwei Phasen: In der ersten Phase (30’) erfolgt eine Einführung in die Übung und die relevanten Umwelt- und Kulturthemen. In der zweiten Phase (90’) wird eine Konferenz simuliert, in der es zu einem Konsens zwischen dem Stamm der Makah und der Anti-Walfang-Lobby kommen soll.

Phase 1. Einführung in die relevanten Umwelt- und Kulturthemen (30 Minuten)

Die Lehrkraft erklärt, dass es in dieser Übung um Rechte geht, die die Umwelt und Kultur betreffen. Auslöser der Debatte ist der Wunsch des Stammes der Makah, den Walfang wieder aufzunehmen, was die Anti-Walfang-Lobby natürlich zu unterbinden sucht.

 

Die Schülerinnen und Schüler werden von der Lehrkraft mit dem Stamm der Makah und der seit vielen Jahren andauernden Konfrontation um den Walfang vertraut gemacht. Die Kosten für den Walfangprozess eskalieren, ohne dass es zu wirklichen Fortschritten kommt. Die Konservativen bedienen sich rücksichtsloser Methoden, die ihr eigenes Leben und das anderer in Gefahr gebracht haben und einige Mitglieder des Stammes der Makah sind so frustriert, dass sie sich über das Walfangverbot hinweggesetzt haben und nun illegal fischen. Die Situation ist mittlerweile für alle Beteiligten unbefriedigend und es wird höchste Zeit, dass die verschiedenen Parteien versuchen, eine gemeinsamen Lösung zu finden.

 

Um einen verbindlichen Einstieg in die Themen zu finden, werden die Schülerinnen und Schüler in einem nächsten Schritt gebeten, sich zu jeder These auf einer Skala zwischen “Plus” und “Minus” aufzustellen und somit ihre Einstellung zur These deutlich zu machen:

  • Die Sitten und Gebräuche von Menschen sollten respektiert werden, solange sie nicht die Menschenrechte verletzen.
  • Jeder Mensch sollte das Recht haben, frei zu entscheiden was er isst, egal ob vegan, vegetarisch oder auch Fisch und Fleisch.
  • Das Essen, das wir zu uns nehmen, sollte nach umweltfreundlichen Vorgaben produziert werden.
  • In der Tierzucht sollten grausame Methoden wie z.B. Mästen und brutale Schlachttechniken verboten sein.
  • Kulturelle Traditionen sind für die Menschen sehr wichtig und sollten respektiert werden.
  • Walfang sollte verboten werden, auch wenn dieser in der Kultur mancher Stämme und Völker verankert ist.

 

Phase 2. Simulation einer Konferenz zur Beendigung des Streites zwischen dem Stamm der Makah und Gegnern des Walfangs (90’)

  1. Die Lehrkraft erinnert die Schülerinnen und Schüler daran, dass seit Jahren ein erbitterter Streit um den Walfang geführt wird. Dieser soll im Rahmen dieser Konferenz ein Ende finden. Diese Übung ist eine Simulation einer Konferenz organisiert von der fiktiven Organisation CREST (Culture, Rights, Environment, Sustainability and Talk). CREST ist eine NGO, die sich darum sorgt, Menschenrechte mit Umweltschutz in Einklang zu bringen. Sie haben es sich auf die Fahne geschrieben, Menschen durch einen Dialog zu gegenseitigem Verständnis zu führen. An der Konferenz unter dem Vorsitz der CREST nehmen vier Gruppen teil:
  • Der Stamm der Makah, der den Walfang wieder aufnehmen möchte.
  • Die High North Alliance (HNA), ein Dachverband der Wal- und Robbenfänger, der sich für die Zukunft von Kultur und Tradition in Küstenregionen sowie nachhaltigen Fang von Meeressäugetieren einsetzt. Die HNO unterstützt die Makah.
  • Sea Shepherd (“Seehirte”, eine Organisation, die Nachforschungen anstellt und die Verletzung internationaler Gesetze, von Fangquoten und des Schutzes der Meersfauna dokumentiert. Sie sind gegen die Wiederaufnahme des Walfangs durch die Makah.
  • Greenpeace, Umweltaktivisten, die gegen den Walfang sind.
  1. CREST übernimmt in dieser Konferenz die Rolle des Vermittlers und will die Diskussion an folgenden fünf Leitfragen ausrichten:
  • Warum sind Wale so wichtig?
  • Sind Grauwale eine vom Aussterben bedrohte Tierart?
  • Warum sollten die Makah kein Walfleisch mehr essen dürfen?
  • Könnte man die Walfangtradition der Makah in irgendeiner Weise verändern?
  • Welche Form von Kontrolle des Schutzes der Wale wäre nötig, falls es zu einer Einigung käme?
  1. Vier Freiwillige vertreten die Organisation CREST, der Rest der Schülerinnen und Schüler wird gleichmäßig in vier Gruppen (siehe oben) aufgeteilt. Jede Gruppe erhält ihre Rollenkarte. Die Gruppen haben nun 30 Minuten Zeit, sich gemeinsam die Informationen anzuschauen, sich mit ihrer Rolle vertraut zu machen und Argumente in Bezug auf die fünf Leitfragen zu finden.

 

  1. Sobald die Gruppen fertig sind, kommen alle im Plenum zusammen, bekommen einen Platz zugewiesen und CREST übernimmt den Vorsitz. Die Konferenz dauert ca. 60 Minuten.

 

  1. CREST eröffnet die Konferenz mit einem kurzen Statement zu den Menschenrechten und Umweltauflagen, die den Rahmen für die Debatte darstellen, und erinnert daran, dass es in dieser Konferenz darum geht, sich bezüglich der fünf Leitfragen auszutauschen und zu einem nachhaltigen Konsens zu finden.

Zunächst haben dann die Vertreterinnen und Vertreter des Stammes der Makah Gelegenheit, ihr Anliegen noch einmal zu unterbreiten, bevor die Debatte für alle offen ist.

 

  1. Am Ende der Debatte sollte CREST versuchen, die verschiedenen Argumente und Ergebnisse zusammenzufassen.

 

Es bietet sich eventuell an, vor der Nachbesprechung und Auswertung eine kurz Pause zu machen.

 

Nachbesprechung und Auswertung

Zunächst werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, sich grundsätzlich zum Verlauf der Konferenz zu äußern und zu reflektieren, inwiefern es möglich war, bezüglich zu den einzelnen Leitfragen zu einem Konsens zu kommen.

Anhand der folgenden Fragen kann die Lehrkraft anschließend ins Detail gehen und später einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler herstellen:

  • War es schwierig die verschiedenen Rollen einzunehmen?
  • Was war das Interessanteste, das ihr gelernt habt?
  • Was waren die besten Argumente und woran lag das? Waren diese Argumente eher emotional, rational oder logischer Natur?
  • Wie schwierig war es, die Argumente der Gegenseite zu verstehen? Wie schwierig war es diese zu akzeptieren?
  • Wie viel Einigkeit herrschte bei der Beantwortung der fünf Fragen?
  • Wie schwierig ist es im wirklichen Leben kulturelle Gewohnheiten anderer Menschen zu akzeptieren, die man eher als primitiv, unhöflich, unverständlich und ethisch unkorrekt empfindet?
  • Ab wann kann an ein Kulturschock in Diskriminierung ausarten?
  • Wie schwer fällt es euch aufgeschlossen gegenüber kulturellen Unterschieden zu sein?
  • Führt Globalisierung zwangsläufig zu einem Kulturverlust? Ist eine veränderte Kultur eine verlorene Kultur? Sollten wir kulturelle Veränderungen als einen positiven Prozess in einer sich ändernden Welt betrachten?
  • Welche Menschenrechte standen bei dieser Konferenz auf dem Spiel?
  • Rechtsansprüche werden normalerweise vor Gericht geregelt. Ist so eine außerordentliche Konferenz ein fairer Weg, Menschenrechtsthemen zu besprechen und lösen?
  • Welche Forderungen sollten Priorität haben, die der Menschen und Kulturen oder die der Umwelt und Fauna?

Am Ende der Auswertung werden die Schülerinnen und Schüler gebeten sich erneut zu den Thesen (siehe Anfang der Übung) auf einer Skala zwischen “Plus” und “Minus” aufzustellen, um zu schauen, ob sich ihre Einstellung verändert hat.

EMPFEHLUNGEN

Die Komplexität der in dieser Simulation angesprochenen Themen erfordern ein hohes Niveau an Kommunikationsvermögen, weshalb sich diese Übung an ältere Schülerinnen und Schüler richtet. Für sie gilt es, viele Informationen (sowohl auf den Rollenkarten als auch im Laufe der Simulation) zu aufzunehmen, zu verarbeiten und in die eigene Argumentation einfließen zu lassen. Ein fundiertes Grundwissen über Menschenrechte, Kultur und Umweltschutz sind unabdinglich, um an dieser Übung aktiv teilnehmen zu können. Vielleicht erachten Sie es für sinnvoll, die Übung auf zwei Unterrichtseinheiten aufzuteilen, um den Schülerinnen und Schüler in der Zwischenzeit die Gelegenheit zu geben, sich mit ihren Rollen vertraut zu machen und sich Grundinformationen zu den Themen zu verschaffen.

In dieser Übung geht es im Wesentlichen darum, jungen Menschen die Grenzen ihre eigenen kulturellen Perspektive aufzuzeigen und ihnen die Chance zu geben, ihre Einstellungen in Bezug auf nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und der dort lebenden Fauna zu überdenken.

Walfang ist für viele Menschen ein sehr emotionales Thema, das starke Reaktionen und extreme Haltungen hervorruft. Die Übung kann dadurch brisant und für alle Beteiligten zu einer besonderen Herausforderung werden. Es kann interessant sein, den Fokus (z.B. in der Nachbesprechung) zu verlagern und die Schülerinnen und Schüler zu fragen, wie sie reagieren würden, wenn sie auf einmal etwas, das in ihrer Kultur, Tradition und persönlichem Leben eine wichtige Rolle spielt, nicht mehr essen dürften.

Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler in dieser Übung lernen, in kontroversen und festgefahrenen Situationen einen Konsens zu finden. Nicht ohne Grund taucht in der Simulation die fiktive Organisation CREST (Erinnern Sie gerne daran, wofür die Abkürzung steht: culture, rights, environment, sustainability and talk!) auf, die eine vermittelnde Rolle spielt. Überlegen Sie ob und wann Sie über Grundlagen von Einigungsprozessen sprechen möchten.

Bei Schritt 1 der 2. Phase können Sie folgende Fragen zusätzlich einbeziehen:

  • Warum sind Wale wichtig? Aus wirtschaftlicher, historischer, spiritueller und Umweltsicht?
  • Sind Grauwale eine vom Aussterben bedrohte Tierart? Welche wissenschaftlichen Anzeichen gibt es?
  • Warum sollten die Makah davon abgehalten werden Walfleisch zu essen? Bedenkt, dass Juden und Moslems aus religiösen und kulturellen Gründen kein Schweinefleisch essen, aber andere Menschen nicht davon abhalten, Schweinefleisch zu essen.
  • Könnte man die Makah-Tradition des Walfangs irgendwie anpassen? Habt dabei im Hinterkopf, dass sich kulturelle Gewohnheiten verändern (können) (Beispiel: Als Reaktion auf die AIDS-Epidemie hat man weltweit mit dem Tabu gebrochen, nicht über Sex sprechen zu dürfen, und versucht z.B. auch was Prostitution betrifft, Aufklärungsarbeit zu leisten
  • Welche Kontrollen zur Sicherung des Schutzes der Wale müssen eingerichtet werden, wenn es zu einer Einigung im Prozess kommt? Wer könnte als “Schiedsrichter” fungieren?

Vergewissern Sie sich, dass die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung wesentlicher Themen und Begriffe wirklich verstanden haben. Zum Beispiel:

Indigene Völker

Es ist schwer indigene Völker klar und unmissverständlich zu definieren. Grundsätzlich kann man sie als die Nachfahren der Menschen bezeichnen, die ursprünglich in einem Land lebten bevor es von Kolonialherren besiedelt und Staatsgrenzen gezogen wurden. Sie waren in ihrem Land schon immer Randgruppen und oft als Stämme organisiert. Im Jahre 2007 wurde in der Erklärung über die Rechte indigener Völker deren Recht auf Selbstbestimmung, freie Wirtschaft, soziale und kulturelle Entwicklung sowie Würde und Vielfalt anerkannt.

Das Vorsorgeprinzip

Das Vorsorgeprinzip zielt darauf ab, trotz fehlender Gewissheit bezüglich Art, Ausmaß oder Eintrittswahrscheinlichkeit von möglichen Schadensfällen vorbeugend zu handeln, um diese Schäden von vornherein zu vermeiden. In der Erklärung der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) von 1992 konkretisiert außerdem “Angesichts der Gefahr irreversibler Umweltschäden soll ein Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit nicht als Entschuldigung dafür dienen, Maßnahmen hinauszuzögern, die in sich selbst gerechtfertigt sind. Bei Maßnahmen, die sich auf komplexe Systeme beziehen, die noch nicht voll verstanden worden sind und bei denen die Folgewirkungen von Störungen noch nicht vorausgesagt werden können, könnte der Vorsorgeansatz als Ausgangsbasis dienen.”

Nachhaltigkeit

Im Jahre 1989 definierte die UN World Commission on Environment and Development (WCED), auch als Brundtland-Bericht bekannt, nachhaltige Entwicklung auf zwei Arten. Zum einen sei “Nachhaltige Entwicklung (…) eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ In einer zweiten Definition wird darüber hinaus die Forderung nach einer ganzheitlichen Veränderung deutlich: „Im wesentlichen ist nachhaltige Entwicklung ein Wandlungsprozess, in dem die Nutzung von Ressourcen, das Ziel von Investitionen, die Richtung technologischer Entwicklung und institutioneller Wandel miteinander harmonieren und das derzeitige und künftige Potential vergrößern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.”

QUELLEN

Compass: Manual for Human Rights Education with Young People, Council of Europe: http://www.coe.int/en/web/compass

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