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Brillenwechsel

METHODENBOX

BEREICH 1- Ganzheitlich orientierter, schulumfassender Ansatz

ZIELGRUPPE

Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren

INTERKULTURELLE KOMPETENZEN

  • Wertschätzung und Respekt gegenüber anderen Menschen
  • Wertschätzung und Respekt gegenüber kulturellen Unterschieden und Vielfalt
  • Toleranz
  • Empathie und Dezentrierung
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
  • kommunikatives Bewusstsein
  • kritisches Denken und Hinterfragen
  • Mehrperspektivität
  • Zuhören und Beobachten können

LERNZIELE

  • Erhöhung des Bewusstseins für die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft
  • Entwicklung der Beobachtungs-, Vorstellungs- und Kritikfähigkeit
  • Förderung von Solidarität mit und Respekt gegenüber anderen Menschen

ZEIT

90 Minuten

BENÖTIGTES MATERIAL

  • Brillen (z.B. gebrauchte Brillen aus einem Secondhandladen, von einem Flohmarkt oder einfach leer Brillengestelle)
  • Große Papierbögen und Stifte
  • Alte Zeitschriften, Postkarten, Ausschnitte für eine Kollage, Klebe
  • Klebeband, um die Ergebnisse aufzuhängen
  • eine Digitalkamera oder Smartphone mit dem eine Person Fotos für die ganze Gruppe machen kann
  • Computer und Drucker
  • Achtung: Außenaktivität!

ABLAUF DER ÜBUNG

  1. Thematisieren Sie mit Ihrer Gruppe zunächst in einem Brainstorming Menschen, die benachteiligt sind oder am Rande der Gesellschaft leben. Beispiele für Menschen, die von der Gesellschaft benachteiligt werden wären u.a. eine alleinerziehende Mutter mit einem kleinen Kind, ein Rentner oder eine Rentnerin, ein Migrant oder eine Migrantin, eine Person mit körperlicher Behinderung, eine AIDS-Infizierte Person,…)

Beispiele für Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, wären u.a. ein Obdachloser oder eine Obdachlose, ein illegaler Einwanderer oder eine illegale Einwanderin, ein Analphabet oder eine Analphabetin, eine Person mit geistiger Behinderung oder ein Mitglied der Roma. Benachteiligte und an den Rand der Gesellschaft gedrängte Menschen sind oft arm, leiden unter Vorurteilen und Stereotypen und werden auf unterschiedliche Weise diskriminiert, z.B. was den Zugang zu Wohnungen und Arbeitsstellen betrifft. In diesem Zusammenhang können auch Personen aus anderen Kulturkreisen wie z.B. Migranten und Migrantinnen oder Anhänger einer anderen Religion aufgeführt werden.

 

  1. Bitten Sie jeden Teilnehmenden, eine Person auszuwählen, die sie gerne besser verstehen möchte und erklären Sie, dass in einem nächsten Schritt jeder die Umgebung durch die Augen dieser Person betrachten soll.

 

  1. Machen Sie deutlich, dass es nicht darum geht, eine Rolle zu spielen, sondern loszugehen und sich vorzustellen wie es wäre, diese andere Person zu sein. Wie würde es sich anfühlen, in der Haut der Person zu stecken? Wären sie beispielsweise in der Lage alle Annehmlichkeiten zu genießen? Wo würden sie ihr Brot kaufen (wenn sie es sich leisten könnten)? Wo würden sie leben? Könnten sie sich mit Werbeplakaten auf der Straße identifizieren?

 

  1. Verteilen Sie die Brillen, wenn sie welche haben. Bitten Sie die Teilnehmenden bei ihrem Rundgang zur Dokumentation Fotos mit der Digitalkamera oder dem Smartphone zu machen. Vereinbaren Sie eine Zeit- und Treffpunkt für das Ende des Rundgangs.

 

  1. Bitten Sie bei der Rückkehr jeden Teilnehmenden die gemachten Bilder auf den Computer zu übertragen, davon drei, vier Bilder für einen Ausdruck auszuwählen und diese auf ein großes Plakat zu kleben. Die Bilder sollten nicht betitelt werden.

 

  1. Wenn alle Bilder ausgestellt sind, bitten Sie die Teilnehmenden zu erraten, welche Personen hier stellvertretend dargestellt werden. Fordern Sie die Teilnehmenden in einem nächsten Schritt auf, ihre Bilder vorzustellen und zu erklären warum sie sich besonders für die Gruppe interessieren, deren Blickwinkel sie eingenommen haben. Schauen Sie sich dafür zunächst die Bilder an und fragen Sie die Teilnehmenden dann, was sie durch die “Brille des Anderen” erlebt haben:

 

  • Was ist passiert? Hat dir die Aktivität Spaß gemacht? Warum (nicht)?
  • Was hat dich am meisten überrascht?
  • Warum hast du dich für dieses Beispiel entschieden?
  • Welche vorgefassten Vorstellungen und Stereotypen hattest Du von der Person, die du ausgewählt hast? Welchen Einfluss hatte dies für deine persönliche Art die Aktivität durchzuführen und bestimmte Dinge zu sehen?
  • Hat die Aktivität dir geholfen, sich in irgendeiner Form in die Person hineinzufühlen? Warum (nicht)?
  • Hast du bei der Aktivität etwas über dich selbst gelernt?

 

Erweitern Sie die Diskussion nun mit Hilfe folgender Impulse:

  • “I know I’m not seeing things as they are, I’m seeing things as I am.” (“Ich weiß, ich sehe die Dinge nicht wie sie sind, sondern ich sehe die Dinge wie ich bin.”), sagte Laurel Lee. Welche Auswirkungen haben unsere Stereotypen und Denkweisen, wenn wir die Welt um uns herum betrachten?
  • Woher bekommen wir unsere Informationen über benachteiligte und an den Rand gedrängte Gruppen?
  • Wie riskant ist es Vermutungen über jemanden anzustellen und dabei auf Verallgemeinerungen über eine ganze Gruppe zurückzugreifen?
  • Wie riskant sind Verallgemeinerungen über eine Gruppe, die auf Erfahrungen mit einzelnen Menschen basieren?
  • Welche Menschenrechte sollen vor allem benachteiligte Menschen oder solche, die am Rande der Gesellschaft leben, schützen?
  • Wie werden die Rechte dieser Menschen dennoch häufig verletzt?
  • Wie einfach ist es für die Betroffenen ihre Rechte einzufordern?
  • Wer sollte dafür verantwortlich sein, dass ihre Rechte nicht verletzt werden bzw. dass sie von ihren Rechten Gebrauch machen können?

EMPFEHLUNGEN

Sie können diese Aktivität als eine einleitende Übung oder als Hauptaktivität durchführen. Im Rahmen eines längeren interkulturellen Trainings kann diese Übung Gelegenheit geben, sich zu bewegen, an der frischen Luft etwas durchzuatmen und eine Aufgabe frei und eigenständig zu bewältigen.

Auch wenn sich die Anweisungen eher an einzelne Personen richten, kann die Aktivität in kleinen Gruppen durchgeführt werden. Die Organisation hängt dabei dann sicherlich von praktischen Gründen wie der Gruppengröße, der Verfügbarkeit von Kameras etc. ab. Denken Sie daran, dass es Zeit kostet, die Bilder aller Teilnehmenden einzupflegen und zu drucken und schränken Sie die Anzahl der Bilder pro Person bzw. Gruppe ein. Alternativ dazu könnten die ausgewählten Bilder per E-Mail oder USB-Stick übergeben und dann mit einem Videoprojektor gezeigt werden.

 

Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden verstehen, dass sie sich nicht von ihrer persönlichen Sichtweise freimachen können und sich lediglich eine Vorstellung davon machen können wie es ist Teil einer anderen kulturellen Gruppe zu sein, am Rande der Gesellschaft zu leben und diskriminiert zu werden. Sie sollten sich bewusst sein, dass das Einbringen von Stereotypen aber auch persönlicher Empathie in diese Aktivität, falsche und verzerrte Denkweisen verstärken kann.

 

Sie sollten außerdem wissen, dass Stereotypen eine manchmal nützliche Verallgemeinerung einer Gruppe von Menschen sind, die jedoch mit Vorsicht zu genießen sind, da es innerhalb solcher Gruppen meist eine große Bandbreite von Unterschieden und Variationen gibt, so dass Verallgemeinerungen nicht auf jeden zutreffen.

 

Als Einführung in diese Aktivität bietet sich die Übung “Ein Schritt nach vorne” an, siehe hier.

 

QUELLEN

Compass: Manual for Human Rights Education with Young People, Council of Europe: http://www.coe.int/en/web/compass (für die Aktivitäten “Brillenwechsel” und “Ein Schritt nach vorne”)

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